kaelte

© v. am pool




Ein kleines Froesteln am Haaransatz. Die feinsten Haerchen stellen sich auf. Unmerklich, noch. In den naechsten Minuten wird es ein wenig staerker, Du faehrst Dir mit der Hand ueber den Nacken. Alles ist wieder gut. Es geht einfach weiter, wie vorher.


Ein wenig spaeter das gleiche. Und irgendwann merkst Du, es ist ein wenig kalt.
Ein Schal um einen Hals.


Du schlaegst die Beine uebereinander. Das linke ueber das rechte, das rechte ueber das linke und umgekehrt. Du ziehst den Kopf ein wenig zwischen die Schultern und spaeter reibst Du Dir die Arme mit den Haenden. Du stehst auf, um Dir Wasser aufzusetzen.

Das Unbehagen treibt Deinen Blick umher. Woher dieses unwohle Gefuehl. Das Haus ist schoen. Die Menschen sind lieb. Auch zu mir. Wir essen zusammen. Ich habe Freunde und ich habe einen schoenen und guten Platz in der Welt. Ich engagiere mich und schreibe Texte gegen und fuer die schlimmen und die wirklich richtigen Dinge. Ich esse vegetarische Kost.


Woher das Gefuehl, dasz etwas nicht stimmt.
Der Tee ist heisz, Das Wetter ist trueb. Trueb. Ein Schleier im Kopf zwischen Dir und den Gedanken. Unbestimmtes Gruebeln. Ein Hauch von Schwermut. Du denkst an Dein erstes Fahrrad ohne Stuetzraeder und an Opa. Der ist schon lange tot. Du denkst an eine alte Liebe.
Unweigerlich streichen Deine Haende ueber die Oberarme, Du neigst den Kopf ein wenig zur Seite, den Blick in den Himmel, suchend, vielleicht nach der Sonne des Sommers.

Auf Deinem Stuhl ziehst Du die Beine an, steckst die Nase zwischen die Knie.
Ploetzlich: Aufstehen, zur Tuer gehen – wohin eigentlich. Wieder hinsetzen. Kalt.

Kalt. Es ist verdammt kalt geworden.
Es gibt noch keine Heizung im Haus, und im Sommer haben wir die restlichen Oefen auch noch rausgerissen, in der Hitze, der Euphorie, der Zuversicht der ersten Wochen. Jetzt wird es kalt, und es geht nicht vorwaerts mit dem Geld und all´ dem, was es zu organisieren gibt. Haetten wir doch die Oefen, dann wuerden mir nicht so schwere Gedanken kommen, denkst Du.

Denkst Du richtig.
Gegenueber sitzt ein alter Herr im Fenster. Er hat eine Zentralheizung und doch hat er Rheuma und wirklich schlimme Haemorrhoiden. Probleme hat er auch mit der Rente und der Katze vom Mieter obendrueber. Doofe Katze.

Denkst Du falsch.
Deine alte Liebe hat auch Zentralheizung, auch keine neue Liebe, und ist letzte Woche durch die Pruefung gesaust. Auf Nimmerwiedersehen durchgefallen.



Aufstehen, zur Tuer gehen, in die Kueche gehen. Da sitzen zwei in der Naehe des Ofens, an dem sie Milchreis kochen, und schreiben einen Antrag, einen von denen, die so wichtig sind fuer die neue Heizung.

Kann ich ein bisschen von dem Milchreis mitessen?
Ja.






Wieder in Deinem Zimmer zitterst Du. Geh´ raus, Winter!











Aufstehen, zur Tuer gehen, in die Kueche gehen. Da sitzen zwei in der Naehe des Ofens, an dem sie Milchreis kochen, und schreiben einen Antrag, einen von denen, die so wichtig sind fuer die neue Heizung.